Von der Registrierkasse zur Temperaturmesstechnik
www.hwk-muenchen.de | 76. Jahrgang | 27. September 2024 | Ausgabe 18
HANDWERKSKAMMER FUR MUNCHEN UND OBERBAYERN
Die Schweitzer Messtechnik hat in der 125-jahrigen Firmengeschichte ihre Produkte stetig an die neuen Anforderungen angepasst
Als Werner Schweitzer die historische Zahlkasse zeigt, wirkt es wie in einem Film aus der „guten alten Zeit“. Von Mitte der 1950er- bis Mitte 1960er-Jahre war sie ein Verkaufsschlager des Unternehmens, bis die elektrischen Kassen Einzug hielten. So haben sich viele Produkte in der 125-jahrigen Unternehmensgeschichte stetig den neuen Anforderungen angepasst und verandert. Sensoren, Sonden und Sonderanwendungen für Temperaturmesstechnik machen heute die Produktpalette aus. Weil auch die Handwerkskammer in diesem Jahr das gleiche Jubiläum feiert, war es eine gute Gelegenheit für Kammerpräsident Franz Xaver Peteranderl und Hauptgeschaftsführer Dr. Frank Hüpers, beim gleichaltrigen Jubilar vorbeizuschauen.
Die im Jahr 1899 von Max Georgen gegründete Firma wurde 1938 von Mechanikermeister Eugen Schweitzer übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die so genannten Widerstands-Thermometer zu einer tragenden Säule des Familienbetriebs. Im Münchner Olympiajahr 1972 übernahm Eugens Sohn Werner das Unternehmen und brachte es technologisch und logistisch auf den allerneuesten Stand. „Auf der wichtigen Hannover-Messe hatte ich jahrelang den Stand unserer Firma persönlich besetzt“, erinnert sich Werner Schweitzer.
Fokus auf Fachmessen
Heute legt das Unternehmen, das inzwischen von Sohn Florian Schweitzer geführt wird, den Fokus auf Fachmessen. Vater und Sohn waren nach kurzen Ausflügen in die Industrie ins mittelständische Unternehmen eingestiegen. Werner Schweitzer erinnert sich: „Ich stand gerade am Beginn einer spannenden Ingenieurskarriere bei Philipps, als mich der Ruf ereilte, das Familienunternehmen zu übernehmen.“ Florian Schweitzer: „Mich hatte der Weg
beim Technologiekonzern ABB nach Singapur geführt, bevor ich hier in München einstieg.“ Seine Schwester Stefanie Schweitzer war unter anderem für Adidas in China. Heute ist sie für das Personal, den Einkauf und das Marketing zuständig. „Als Einkäufer muss man gut verhandeln können“, scherzt sie.
Zu ihren Aufgaben zählt auch Personal, also auch die Suche nach geeignetem Nachwuchs. „In unserer Branche muss man sehr genau und zuverlässig arbeiten sowie gute Kenntnisse in Mathematik zur Berechnung von Margen und Ausarbeitung von Zeichenprogrammen haben. Daran mangelt es leider bei vielen Bewerbern.“ Und mitunter erscheinen oft potentielle Auszubildende gar nicht erst zum vereinbarten Praktikum. Prazision und Feinarbeit sind in der Feinwerkmechanik gefragt. Die Produktion erfüllt den derzeitigen höchsten Standard in Sachen Neuentwicklung und Herstellung von elektronischen Widerstandsthermometern aller Art sowie maßgeschneiderten Einzelanfertigungen, je nach Kundenanspruch.

HWK München gratuliert Schweitzer Messtechnik zum 125 jährigen Jubiläum
Gewerbefläche gesucht
Der Maschinenpark des Unternehmens, das rund 20 Mitarbeiter beschäftigt, wurde vor Jahrzehnten von konventionellen Dreh-und Fräsmaschinen auf CNC-Technik umgestellt und kontinuierlich erweitert. Gefertigt werden sowohl Widerstandsthermometer, Thermoelemente und Grenzstandsonden sowie Dreh- und Frästeile nach Kundenvorgaben. Seit 20 Jahren bietet das Handwerksunternehmen eine Eigenentwicklung im Bereich der externen Temperaturmessung an Leitungsrohren an. Kunden sind hier vor allem die Pharma- und die Lebensmittelindustrie. Neue Technologien, neue Technik – all das braucht Platz. Florian Schweitzer erklärt: „Wir suchen händeringend nach einer neuen Gewerbefläche für unser Unternehmen. Das ist in München äußerst schwer. Denn immer häufiger werden Gewerbegebiete in Wohngebiete umgewandelt. Kammerprasident Peteranderl kennt dieses Problem aus Gesprächen mit vielen Handwerkern und ergänzt: „Das Problem hier bei Schweitzer Messtechnik ist wie andernorts: Es fehlen Zufahrtsmöglichkeiten für Langfahrzeuge. Die Folge: Sie müssen an der Hauptstraße parken und die Handwerker müssen die Fracht manuell entladen und
transportieren.“
Am Ende des Betriebsbesuchs holt der Seniorchef noch stolz die Staatsehrenpreis-Urkunde aus dem Jahr 1981 heraus. Unterschrieben hat sie der damalige Ministerprasident Franz Josef Strauß. Der Wettbewerb ist heute noch Ansporn für viele Betriebe.